Sie leben, die »Neapoletaner« von Riccardo Dalisi
Wir haben einen neuen Kollegen. Leider ist er stumm und aus Metall. Sonst hätte er uns bestimmt einiges von den magischen Momenten von Parthenope zu erzählen. Das fröhliche Lächeln begrüßt uns jeden Morgen und seine feine Ironie verbreitet den Zauber eines heißen und starken neapolitanischen Espresso.
Der italienische Architekt Riccardo Dalisi hat ihn und unzählige andere Neapoletaner geschaffen. In den 1970ger Jahren begann er mit der Espressokanne aus Neapel zu experimentieren und haucht ihr bis heute Leben ein. Weibliches, männliches und erotisches. Unzählige Figuren sind entstanden. Alle besonders, jede einzigartig. Und eine für uns. Wir sind entzückt über unseren Neuzugang in der Sammlung Candela.
Dalisi schreibt in der Publikation L’oggetto eroticomiko: »Eine meiner Grundüberzeugungen ist, dass in einem Gegenstand jenseits seiner ästhetischen Qualität noch ein weiterer intensiver und mysteriöser Wert vorhanden ist, in einer Zone, die gewissermaßen über das Geschick des Menschen entscheidet und seine Leidenschaften entfacht oder auslöscht. Die Anstrengung besteht darin, bis in diese Tiefe, in diese fruchtbare und vitale Zone vorzudringen.
Für mich und die neapolitanische Espressokanne war es vielleicht so, als ob wir diesen magischen Punkt berührt hätten, an dem der altehrwürdige Gegenstand viele neue Gesichter bekommt, die sich schließlich auf unsere Instinkte und unsere humorvollen, unvollständigen und harmlosen Leidenschaften übertragen.«
1979 entwarf Riccardo Dalisi die Caffettiera napoletana für Alessi. Bis 1987 erforschte er die Kultur und das Design der Espressokanne und erstellte Hunderte von Prototypen. 1981 wurde er dafür mit dem Compasso d’Oro ausgezeichnet.
Und so macht es der Neapoletaner: Zum Kaffeekochen dreht man den Apparat auf den Kopf und füllt den Wasserbehälter, schraubt darauf den Filter und die eigentliche Kanne, deren Tülle nach unten zeigt. Dann wird die Kanne erhitzt. Sobald das Wasser kocht, dreht man sie um und das Wasser tropft zurück, läuft zum zweiten Mal durch das Kaffeepulver und sammelt sich duftend in der Kanne. Prego!