Fotografie | Sebastian Schels
Glück im Unglück, Pedanterie und der Geist des Weines
Ein großes Unglück tröstet manchmal auch mit einem Quäntchen Glück: So erging es der evangelischen Kirche St.Martha in Nürnberg im Jahr 2014. Just in dem Moment, als eine laufende Sanierungsmaßnahme es notwendig gemacht hatte, sakrale Kunstgegenstände auszulagern, ereignete sich ein verheerendes Feuer. Die Kirche brannte komplett aus, der Dachstuhl wurde vernichtet bis auf die Mauern. Gottlob waren auch die wertvollen gotischen Bleiglasfenster ausgebaut und zu einer Spezialfirma nach München gebracht worden. So blieben sie von der Zerstörung verschont. 600 Jahre alte Glasgemälde, man stelle sich vor. Tröstliches Glück!
Den Wiederaufbau der Kirche hat dann das Architekturbüro Florian Nagler Architekten aus München über viereinhalb Jahre umgesetzt. Mit größtmöglichem Respekt gegenüber der Bedeutung des sakralen Raumes. Wir waren mit der Erstellung und Umsetzung des Beleuchtungskonzeptes für diesen besonderen Ort betraut. Gemeinsam formulierten wir die Leitidee, die Leuchten so stark wie möglich in die Architektur zu integrieren, sozusagen unsichtbar zu machen. Nur das Licht mit seiner gestalterischen Kraft sollte im Zusammenspiel mit den sensiblen und leisen Materialien einen spirituellen Ort erschaffen.
Nach 1526 war die Kirche als Folge der Reformation geschlossen und für Schauspielaufführungen und als Probenraum der Nürnberger Meistersinger genutzt wurde, die dort sogar eine eigene Bühne hatten. Die Regeln des Meistergesangs sollten den Angehörigen der Meistersinger-Zunft Hilfe bieten und zu kompositorischer Tätigkeit anregen. Diese Tendenz wurde 1868 von Richard Wagner in seiner Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ karikiert – vor allem in der Person des strengen Stadtschreibers Beckmesser, dessen Name zum Synonym für Pedanterie wurde. Wir gehen hier mit Wagner einher, denn auch wir sind der Überzeugung, dass es manchmal eine Portion Pedanterie erfordert, um ein besonderes Ergebnis zu erhalten. Wie man bei dieser Aufgabe unter Beweis gestellt hat.
Mit der jetzt abgeschlossenen Sanierung „erzählt St. Martha viele Geschichten, auch von Verzweiflung und Hoffnung – so alt, so neu, so schön!“ sagte Oberbürgermeister Ulrich Maly bei der Einweihung. Wir freuen uns mit allen Beteiligten und bedenken „wenn einem also Gutes widerfährt … das ist schon einen Asbach Uralt wert“.